Kirchenmusik im Überblick: Die Hagelstein-Orgel
Von außergewöhnlicher Bedeutung ist die Orgel von 1740.
Johann Matthias Hagelstein hat in Gartow sein einziges Instrument erbaut. Er war Zeitgenosse von Johann Sebastian Bach. Die Orgel ist im Originalzustand erhalten und hat einen sehr eigentümlichen Klang.
1988 bis 1991 wurde die prächtige Barockorgel aufwendig restauriert. Auf dem Bild sehen Sie einen Mitarbeiter der Firma Hillebrandt aus Altwarmbüchen bei den Restaurierungs - Arbeiten.
„Als die Kirche fertiggestellt wurde wandte sich Graf Andreas Gottlieb von Bernstorff zunächst an den Orgelbauer Hans Hantelmann in Lübeck, der als Schüler Arp Schnitgers einen guten Ruf genoß. Ein entsprechender Vertrag wurde mit Hantelmann am 28. Oktober 1733 geschlossen.
Nachdem Hantelmann am 15. April 1735 während der Arbeiten gestorben war, beauftragte der Graf den in Lüneburg ansässigen Johann Matthias Hagelstein mit der Fertigstellung der Orgel und schloß mit ihm am 12. Dezember 1735 einen diesbezüglichen Contract.
Hagelstein stellte daraufhin bis zum Jahre 1740 ein zweimanualiges Werk mit Pedal und 23 Stimmen in der St. Georg Kirche auf. Der überaus prächtige, die gesamte Westwand des Mittelschiffes ausfüllende Prospekt mit weitmensurierten Prospektpfeifen und üppigen Vergoldungen prägt seitdem den Kirchenraum.
Was der reich verzierte, barocke Orgelprospekt verspricht, spiegelt der Klang des Instrumentes mit Farbigkeit und Brillanz wider. Im Unterschied zu den typisch norddeutschen Orgeln ist der Klang des Gartower Instrumentes allerdings weniger mixturenbetont, in diesem Punkt sogar ungewöhnlich zurückhaltend. Das Plenum wird auffällig bestimmt und gefärbt von den Stimmen im Oberwerk durch dessen herausgehobene Stellung und gute Klangentfaltung in das Kirchenschiff. Erwähnenswert sind außerdem extreme Mensuren in den Flötenregistern: z.B. die sehr weite und intensiv leuchtende Waldflöte im Gegensatz zur extrem engen Spitzflöte, letztere ähnelt klanglich einem zarten Streicher. Mit immerhin fünf Zungenregistern ist die Orgel reich besetzt, wobei die dominierende Posaune im Pedal dem Werk eine enorme Gravität verleiht.
Seit der Bauzeit wurden verschiedentlich Reparaturen zum Erhalt der Orgel, aber auch den Charakter des Werkes verändernde Eingriffe vorgenommen. Letztere konnten aufgrund der im gräflichen und kirchlichen Archiv nahezu lückenlos nachweisbaren Arbeiten anläßlich der Restaurierung durch Fa. Hillebrand im Jahre 1991 weitesgehend auf einen belegbaren Ursprungszustand zurückgeführt werden.
Durch die prachtvolle Wiederherstellung der Hagelstein – Orgel haben die Gartower Kirchengemeinde und ihre Besucher einen Schatz wiedererhalten, und auch die gesamte Orgellandschaft im Hannoverschen Wendland hat beträchtlich gewonnen.“
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