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Seelsorge

Besinnung: Gelingendes Leben

Das Zusammenleben der Menschen ist auf klare Regeln angewiesen. Seit einiger Zeit befasse ich mich mit einem Spezialgebiet dieser Regeln, dem Verhalten auf hoher See. Durch die Tradition der christlichen Seefahrt gibt es dort einige bemerkenswerte Grundaussagen.

So spricht man nicht von „Vorfahrt“, sondern unterscheidet zwischen „Kurshalte-Pflicht“ und „Ausweich-Pflicht“. Es ist sogar geregelt, wie man sich zu verhalten hat, wenn diese Verpflichtungen nicht eingehalten werden können. Man nennt es das „Manöver des letzten Augenblicks“. Je geringer die Verkehrsdichte ist, desto weniger Regeln gibt es auf See.
Allen Regeln voraus gehen weiche Faktoren wie Achtsamkeit und Hilfsbereitschaft. Dies geht aus der christlichen Erkenntnis hervor, dass das Leben nicht gelingt, wenn man sich nur an starre Regeln klammert.

An diesem Sonntag gehen wir in der Kirche der Frage nach, wie das menschliche Leben gelingen kann. Jesus hat dabei alte Regeln zu einer Art Weltformel zusammengefasst: Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.

Grundvoraussetzung für gelingendes Leben ist die Liebe. Die Liebe hat drei Bezugspunkte. Ohne Gottes Liebe als Voraussetzung wird das Leben nicht gelingen. Ohne meine Beziehung zu Gott lässt sich das Verhältnis zu meinem Mitmenschen nicht denken. Das stelle ich mir symbolisch als ein rotes Dreieck vor.

Wenn man in der Liebe Gott vergisst, wird sie flach. Wer in der Beziehung zu Gott den Nächsten aus dem Blick verliert, verliert alles. Wer nur noch Gott und seinen Nächsten sieht, und nicht achtsam mit sich selbst umgeht, kann seine Gaben nicht entfalten. Dies ist ein dynamisches Geschehen. Daher wird das Dreieck nie ein Gleichseitiges sein.

Ob zu Wasser, zu Lande oder in der Luft sind wir eigentlich auf keine weiteren Regeln angewiesen. Wir haben als Christen die Freiheit, nach geordnete Regeln damit zu überprüfen, und die Einhaltung der Grundrichtung zu verlangen.

Unser Nächster kann jeder Mensch sein, egal wie sympathisch oder vertraut er uns ist. Er kann auch unser Nächster sein, wenn wir ihn überhaupt nicht kennen oder mögen. Es können auch nachgeborene Generationen sein oder die gesamte Schöpfung. Ich wünsche uns, daß das Leben von Achtsamkeit geprägt ist, von Langmut, Geduld und Hilfsbereitschaft. So wird das Leben gelingen und einen Ausblick schenken auf das ewige Leben. Schon hier und jetzt.

Pastor Eckhard Kruse
Kirchspiel an Elbe und Seege

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