Besinnung: Sorget nicht!
Seht die Vögel unter dem Himmel an; sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? Sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage
habe.“ (aus Matthäus 6)
Es werden Spatzen gewesen sein, die Jesus hier vor Augen und vor Ohren hatte. Jedenfalls, wenn er in Gartow vor dem Pfarrhaus stände. Davon bin ich überzeugt. Er könnte sagen: Freut euch über die Spatzen im Efeu dieses alten Pfarrhauses. Seht die vielen Insekten, die sich von den Blüten des Efeus ernähren und das ganze Haus zum Summen bringen. Sie alle erzählen auf ihre Weise davon, dass Gott für uns Sorge trägt.
Es muß natürlich nicht dieser spezielle Standort sein, der zum Hinschauen und Nachdenken einlädt. Spatzen gibt es überall. Noch. Der Haussperling ist zum „Vogel des Jahres 2002“ gewählt worden. Weil es eben nicht mehr so selbstverständlich ist, wie es mir noch erscheinen will, dass die Spatzen alles bevölkern, keck das Hühnerfutter stibitzen oder im Staub baden.
In unserer Küche gibt das Gezwitscher dieser frechen Gesellen einen Grundton vor. Mit „tschilp“, „schierp“ oder „tschirp“ lassen sich die Laute kaum wiedergeben. Eher stimmt die Beobachtung von Alfred Brehm: „Er ist ein schrecklicher Schwätzer und ein erbärmlicher Sänger. Trotzdem schreit, lärmt und singt der Sperling, als ob er mit der Stimme einer Nachtigall begabt wäre.“
Wir sorgen uns um viele Dinge des täglichen Lebens. Dieses Sorgen kann uns gefangen nehmen und die innere Kraft rauben. Neue Kraft erhalten wir nicht aus den Worten und Bildern von Nachrichtensendungen. Kraft, Liebe und Besonnenheit schöpfen wir, indem wir uns das zeternde „terrterrterr“ der Spatzen übersetzen: „Sorget nicht!“ „Habt Vertrauen, Gott sorgt für euch.“
Jesus sagt: wichtiger als das alltägliche Mühen ist es, sich auf Wesentliches zu konzentrieren. „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ Zu diesem Vertrauen lasse ich mich gern einladen und sage dies als Einladung weiter, in den begründeten Sorgen unserer Zeit.
Eckhard Kruse
Pastor in Gartow